15.12.2013 - Schauder ohne Powder
Von: Toni & ManuelRückblickend auf meine frühere Tätigkeit als Tourenchef der SAC-Sektion Bernina, waren wir schon damals in der Klassierung von speziellen Touren recht kreativ. Einige Touren blieben so stark in Erinnerungen haften, dass diese extremeren Touren eine neue Wortschöpfung einforderten. War früher ein Duro bekanntermassen ein wirklich „harte Siech“, der klaglos um die 2000 Höhenmeter zum Gipfel aufsteigen musste, um dann im gedeckelten Pulver glücklich jauchzend ins Tal zu stieben. Aber was ist, wenn über 2300 Höhenmeter pro Tag aufzusteigen sind? Die Touren dazu liessen sich finden. Also musste nur noch die passende Bezeichnung für die leicht masochistisch veranlagten Teilnehmer her: Strapazis. Eine Bezeichnung, die sofort jeder verstand, ein Glücksfall. Die Tour zum Bellavista Ostgipfel versprach uns einen Ausflug mit Alpinistischen Zügen, mit winterlicher Kletterei am schattigen, eiskalten Fels der Fortezza, bei viel Wind und Kälte. Die Tour war zwar mehr Duro als Strapazi, doch lesen wir, was uns Manuel dazu berichten möchte:
Schauder ohne Powder
Jetzt waren die schon wieder unterwegs, die Strapazis.
Letzte Woche waren sie ja auf der Gemsfreiheit… Kaum ist der Oberstrapazi retour gewesen vom Bergsteigen im Khumbu…
Na und weil es da so schön war, haben sie sich gedacht… Jetzt gehen wir halt noch ein Stück höher… auf die Bellavista, vielleicht gibt es da noch feineren Powder. Naja, nur mal soviel… Powder hat es zwar nicht so viel gehabt… eigentlich keinen. Aber das ist ja auch kein Wunder, denn es hat schon seit Wochen nicht mehr geschneit.
Andererseits muss gesagt werden, dass man, wenn es jeden Tag schneit, sicher nicht kurz vor Weihnachten mal schnell auf die Bellavista hochsteigen kann, um zu schauen, ob es dort noch windig ist. Wobei man in Wirklichkeit nicht bloss hochgeht um nachzuschauen was der Wind macht. Windig war es. Schon etwas verrückt, wie dort oben, auf der Bellavista, der Wind uns um die Ohren pfiff. Aber ich glaube das war den Strapazis fast egal. Denn den Namen Bellavista, den hat der schöne Berg nicht umsonst. Die Aussicht dort oben ist… Oberhammer sozusagen… Und bei dem schönen Wetter, das die Strapazis gehabt haben, ist die Aussicht nicht nur Oberhammer, sondern einfach nur unglaublich. Nachdem die Strapazis sich dann doch durch den Wind vom Gipfel vertreiben haben lassen, sind sie dann wieder runter zu ihren Skis. Weil die haben sie unten vor der Kletterei stehen gelassen. Der Sturm der letzten Woche hat den Schnee mal gut komprimiert… Beton ist nix dagegen. Da hat man gut ohne Ski hochlaufen können. Bei der Abfahrt war der Schnee aber dann… nicht so fein. Dem Oberstrapazi, dem Toni, war das natürlich egal… Der ist ja quasi mit Ski auf die Welt gekommen… Aber den Manuel… den hat es schon gescheit gefuchs... Da so runterkurven… mit Knusperpulver delüx… Quasi Schauder ohne Powder…
Aber dann unten, retour beim Auto war das dann alles wieder egal,… Da haben sie alle einen breiten Grinser drauf gehabt. Weil das einzige was in den Köpfen zurückblieb, ist die unglaubliche Aussicht von der Bellavista auf die verschneiten Alpen und die unglaublich coole Tour mitten im Dezember.
Manuel