10.04.2014 - Piz Prünella (3-Gipfel-Skitour)

Von: Sibylle


Firnfahren am Piz Prünella

Die Autorin beim überqueren zahmer Wildbäche bei Alp Prünella

Wenn einer mit dem Toni auf Skitour geht, dann kann er was erleben…vielleicht…meistens proportional gekoppelt mit der Wahl der Tour, den Verhältnissen und den Teilnehmern. Es fängt schon mal gut an. Um 5:05 Uhr am Treffpunkt erfahren wir per Handy, dass Toni im Zeitverzug ist. Na sowas, das gibt's doch bei ihm nie und nimmer und bedeutet in der Regel "Blog" schreiben als Strafe. Dann trifft es uns, das Fussvolk, diesmal nicht :-)) Wer's glaubt wird selig, ein Häuptling hat das Recht zu delegieren, also Abwarten und keine falschen Schlüsse ziehen. Inzwischen 5:45 Uhr los geht's marsch, die Zeit muss aufgeholt werden. Morgendämmerung im Val da Fain, rauf zum 1. Gipfel für heute Piz Tschüffer…erster Bütsch al Piz. Da wir so früh dran sind meint Toni so ganz nebenbei, wir könnten doch noch den Piz Sagliaint  mitnehmen und nicht links liegen lassen beziehungsweise nach dem Motto "wenn wir schon mal da sind…" Ohne Pause geht's im Marschschritt vorwärts zum heutigen 2. Gipfel und der 2. Bütsch al Piz erwartet uns. Damit wir keine langweilige Wackeltour über den fast ebenen Grat bis zum Fusse des Piz Prünella über uns ergehen lassen müssen, wird im Eilzugtempo abgefellt und schräg am Hang unterhalb des Grates entlang gefetzt! Simon versucht vergeblich ohne Worte auf eine Pause hinzuweisen, indem er schnell in sein Brötli beisst und mit einem Schluck Tee hinunterspült. Toni zeigt sich unbeeindruckt von Simon's Geste und ist bereits davon gestiebt. Bloss nicht abreisen lassen, hier in der völligen Wildnis und Einsamkeit, eile ich hinterher. Da es sich heute nicht um eine Hin-Her-Tour (Abfahrt über Aufstiegsroute) handelt, werden die Ski beim Pseudo-Skidepot aufgebunden und zum heutigen 3. Gipfel Piz Prünella hoch geschleppt. Die Vorstellung was leicht Übergewichtige schnaubend mit sich rumschleppen wird mir in diesem Moment bewusst, was wiederum anspornt das eigene Fliegengewicht ;-)) beizubehalten. 3. Bütsch al Piz, ach diese Küsserei, obligatorisches Gipfelfoto, Panoramafoto, Hangbesichtigung ob es da auch zum Skifahren geht und überhaupt fahren wir gleich ab…es ist viel zu ungemütlich mit dem starken Wind um eine Pause einzulegen, meint zumindest Toni (so ganz nach dem Gusto der Blogschreiberin) ohne weitere demokratische Abstimmung. Und überhaupt werden wir ja noch im Büro erwartet. Wie war das doch gleich wieder mit der Beurteilung des renommierten Wirtschaftsinstituts (siehe auch Blog 02.04.2014)? Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt und  vielleicht gibt es weiter unten doch noch ein kurzes Picknick. Denkste, im zum Teil pulvrigen und firnigem Abfahrtsrausch ist alles vergessen und der Hindernislauf durch's Val Chamuera kann beginnen. Beim Durchwaten des Bergbaches macht Häuptling den Vorschlag, dass frau sich doch als Brücke auf dem Bauch liegend opfern könnte, damit die Herren der Schöpfung keine nassen Füsse bekommen. Uuuuiiiii das könnte mal ein Nachspiel haben, wart's nur ab ;-)) weiter geht's mit mehrmaligem Klettern über Lawinenhänge, im Freestylestil  über steinige Pisteneinschnitte springend, dann ein mit natürlichen Kippstangen ausgesteckter Riesenslalom und nahtlosem Übergang zur nordischen Disziplin Skating. Dies alles unter genauester Kontrolle von oben…zwei neugierige Bartgeier , die sicher denken "was wollt ihr denn da unten, ihr könnt ja nicht mal fliegen". Oh doch, wir fliegen manchmal die wunderbaren Hänge runter…entweder auf zwei Beinen oder purzelnderweise. Die letzten Meter bis zum Auto hangeln wir wie die Affen von einem Ast zum anderen und nutzen so die Fahrt bis zum letzten Zentimeter Schnee. Mit breitem Grinsen und ausgedörrten Körpern werden erstmal die Rucksäcke geplündert, schliesslich müssen die Energiespeicher gefüllt werden, damit wir am Nachmittag noch Einsatz am Arbeitsplatz beweisen können. Wieder einmal mehr eine schöne und erlebnisreiche "Angelegenheit"…freu mich schon auf's nächste Mal