17.05.2014 - Ortler - ab durch die Höll

Von: Jonas


Jonas spurt zur Eisrinne

Der Autor oberhalb Felsriegel

Jonas unterhalb Bivacco

am oberen Ortlerferner

Der Autor vor dem Powdergenuss

 ...oder wie man als Gast aus Bern von einer wilden Tourentruppe im Engadin empfangen wird.

 

Sehr gefreut habe ich mich auf die Einladung von Sybille, respektive Toni für diese coole Tour.  In meinem letzten Jahr als Medizinstudent arbeite ich zurzeit im Spital in Scuol, und die Skis hatte ich natürlich auch Mitte Mai noch mit im Gepäck. Nach mehrmaligem Nachfragen ob ich dann wirklich geländetauglich und konditionell fit bin, war ich fast ein bisschen eingeschüchtert. Das war unter anderem auch der Grund, warum ich nur gerade 30 Minuten schlafen konnte in der Nacht vor der Tour.

Los ging es um 02:30 in Zernez. Mit einem Auto über den Ofenpass, geschätzten hundert hungrigen Wildtieren ausweichend später liefen wir kurz vor halb fünf los. Aus den angekündigten 250hm Skitragen wurde dann schnell mal 500hm. Dann mit den Skis an den Füssen stetig ansteigend Richtung Trafoier Eisrinne. Dort lag dann auch ordentlich Neuschnee, zwischen 20 und 40cm. So schickte man den Neuen voraus um ein wenig zu spuren und allfällige Lawinen zu lösen J.

Durchs mühsame Spuren und das ständige Ski An- und Abziehen wurden wir ein wenig gebremst. Genau in diesem Moment lief der ultraschnelle Basti Haag zu uns auf, ein Skibergsteiger erster Klasse (www.sebastianhaag.de)! Er ist mit Anne-Marie befreundet und war mehr oder weniger zufällig an diesem Tag auch am Ortler anzutreffen.

Vorbei am Ortlerbiwak, über eine Steilstufe empor, eine heimtückische Gletscherspalte überquerend und zum Schluss im white out dem Basti folgend auf den Gipfel. Gipfelglück

und Fotoshooting in einem Mix aus Sonne, Nebel und Wind.

 

Beim Abstieg im oberen Teil streng den Aufstiegsspuren folgend, erreichten wir im Helikopterlärm erneut diese eine Gletscherspalte. Wir konnten zusehen, wie der Helikopter in einer kurzen nebelfreien Phase mehrere Bergretter an der Spalte deponierte. Offenbar ist der Spaltenrand oder die kleine Schneebrücke, welche wir zwei Stunden vorher ohne Seil und mit den gut zuredenden Worten von Basti  („geht schon, hält schon“) überquert haben, eingestürzt. Dabei stürzte ein Bergführer und ein Gast in die Spalte.  Eine Szene, die uns alle durch Mark und Bein ging. Mit einem flauen Gefühl im Magen seilten wir uns jetzt an und überquerten die Spalte mit einer  Verankerung.

Weiter unten erwartet uns der schöne Powder in ordentlich steilem Gelände. Was für ein Genuss, trotz der brennenden Oberschenkel.

Ganz unten entschieden wir uns für die Insider-Variante von Basti. Ab durch die Höll – man weiss nie ob man unten wieder rauskommt J

 

Danke für die coole Tour, welche bezüglich Abenteuer kaum zu überbieten war!