27.03.2020 - Auf der Via Corona zum Piz Plattas ins Drachenland

Von: Sibylle


im Val Sampuoir bei Gravas

Umgehung der Gipfeltürme am Piz Plattas

Autorin am Fixseil zum Finale

Strapazi-Gipfelgang am Piz Plattas

Abstieg im Gipfelbereich

Skidepot mit Sicht auf Piz Plavna Dadaint

Piz Plattas Hauptgipfel (rechts)

Sommer wie Winter, sehnsüchtige Blicke zum hic sunt dracones, jetzt könnte es wahr werden. Ein Farbtupfer wagt sich ins Drachenland.

Es herrscht Frühjahrsstimmung im Strapaziland, das bedeutet sehr früh aus den Bettfedern springen und seine/n Frau/Mann stehen für die abenteuerlichen Strapazi-Skitouren. Es braucht schon handfesten Pioniergeist in Zeiten von Corona-Pandemie. Höchstens fünf Personen, falls mehrere im Auto muss Mundschutz getragen werden, das gleiche gilt beim Gipfelfoto. Speziell heute auf dem Piz Plattas war zu wenig Platz um den 2 Meter Abstand einzuhalten. Und Bütsch al Piz gibt’s nur aus der Ferne. Schade, so muss ich auf die genüsslichen Streicheleinheiten verzichten. Der Hatsch durchs langgezogene Val Laschadura war eisig kalt. Den ganzen Winter habe ich nicht so gefroren wie heute. Auch Sebastian klagte wegen der Kälte und Toni hatte kalte Zehen und musste die wärmeren Handschuhe überziehen. Urs hielt sich Gentlemanlike mit einem weiteren Kommentar zurück. Die 1. Abfahrt von der Fuorcla Laschadura nach Grava war schön pulvrig und mit wärmenden Sonnenstrahlen, endlich. Hier fellten wir wieder an. Immer artig Abstand haltend überwinden wir steile Flanken bis hinauf zum Grat. Weiter über diesen zum Ostgipfel (3010 m) und bis Skidepot. Mit Steigeisen, Pickel und Gstelltli, just in case, sodass Toni das Klettergreenhorn an die Leine nehmen kann falls es zu ruppig wird. Immer wieder schaue ich hinüber, waaaas da hinauf, also das muss ich mir erst mal aus der Nähe ansehen, ob das was für mich ist. EIEIEI auf was hab ich mich da wieder eingelassen: Erstbesteigung im Winter des höchsten Gipfels der Piz Plattas (3052 m). Unser Strapazihäuptling findet die ideale Route nach oben, elegant und „hüpfend“ steht er jubelnd und von einem Ohr zum anderen grinsend auf dem felsigen Gipfel. Für uns „Möchteauchgerns“ fixiert er für die letzten paar Meter das Seil, so können wir uns locker hinaufziehen. Das ist schon recht Kavalliersverdächtig. Mir kam der ungezwungene Gruppenzwang und Tonis Motivation sehr gelegen. Auch ich schaffte es bis oben. Allerdings liess der Platz für vier Strapazis sehr zu wünschen übrig. Wie war das nochmal mit dem 2 Meter Abstand? Kannste glatt vergessen. Dafür wurden schnell die Buffs als Mundschutz hochgezogen. Im Abstieg beim Skidepot gab’s mal ne kurze Pause, Zeit totschlagen um perfekte Firnverhältnisse anzutreffen. Schöne Abfahrt über steile Flanken und hügelige Landschaft bis Grava. Hier mussten die Felle nochmals für den Gegenanstieg zur Fuorcla Laschadura aufgezogen werden. Wo wir am Morgen so gefroren haben, ging es nun schweisstreibend hinauf. Die Firnhänge entpuppten sich „al dente“, wir waren halt doch zu flott unterwegs und ohne nennenswerte Stehpausen wurde auch zusätzlich Zeit eingespart J Es wird immer  „doller“  mit den  Strapazis. Das Pausengeschäft macht wirtschaftlich eindeutig hinten raus. Als hätten wir heute nicht schon genug Pionierarbeit geleistet, nein, uns erwartet eine höllische Lawinennüberquerung. Ich bin überrascht, dass keine Skis oder Stöcke, geschweige denn unsere Knochen zerbrochen sind bei dem HolterdiePolter. Zu guter letzt,  als wär’s nicht schon genug, erwartet uns noch Dschungelambiente im unteren Val Laschadura, von Steinrüfenüberquerung, hier ist einem der Steinschliff garantiert, über Bachdurchquerung wo die Skis baden gehen,  bis hängend an Bäumen war alles inklusive ohne Aufpreis erhältlich. Ein tolles Sonderangebot, da muss man doch zugreifen. Alles in allem war es ein super Erlebnis mit winterlicher Erstbesteigung, die natürlich in die Geschichte vom Drachenland eingeht.  Und Vorfreude auf weitere Strapazis-Untaten macht. Vielen vielen Dank Toni.

P.S:  Was hat es mit dem Drachenland auf sich? Der harte Kern und Insider geben euch gerne Auskunft darüber. Es lohnt sich nachzufragen!

Es grüsst euch der Farbtupfer aus dem Unterengadin